Historische Leiter

Ein altes Schmuckstück der Königsdorfer Feuerwehrgeschichte

Historie

Die zweirädrige Schiebeleiter, die von der Nürnberger Feuerlöschgerätefabrik Justus Braun gebaut wurde, konnte am 24. Mai 1908  vom Bahnhof in Beuerberg abgeholt werden.

Wie lange sie ihren Dienst in der Feuerwehr Königsdorf tat, haben wir bisher nicht rekonstruieren können.

Im Anschluß war sie auf jeden Fall noch lange im Königsdorfer Bauhof in Betrieb. Dort wurde sie hauptsächlich für den Wechsel der Straßenlampen eingesetzt. Den vielen bunten Farbspritzern nach zu urteilen, wurde sie auch zum Streichen von Fenstern, Holzverschalungen oder Windfangbrettern verwendet.

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Technik

Die Leiter wurde entweder durch die Mannschaft oder einen Traktor gezogen. 

Sie ist dabei so perfekt austariert, dass sie mit nur einer Hand bewegt werden konnte.

An der Einsatzstelle angekommen, wurde der Vorderbau des Tragegestells abgeklappt und mittels zweier Drehspindeln abgestützt.

Seitlich am Tragegestell angebrachte Unterlegkeile verhinderten das Wegrollen auf leicht abschüssigem Gelände.

Durch eine, am Tragegestell befestigte Doppelkurbel, wurde der gesamte Leiterpark hochgekurbelt. Ein einfaches Lot mit aufgemalter Winkelmarkierung zeigte dabei die richtige Neigung an.

Stand die Achse des Tragegestells auf einer schiefen Ebene, konnte mit Hilfe eines Handrades eine Spindel bewegt werden, die den gesamten Leiterpark in eine senkrechte Position stellte. Als Hilfsmittel diente auch hier ein Lot mit Pfeilmarkierung.

War die Leiter jetzt eingerichtet, wurde sie anschließend mit einer zweiten, am Leiterpark montierten Doppelkurbel bis auf maximal 12 Meter hochgekurbelt. eine angebrachte Glocke signalisierte dabei jede einzelne hochfahrende Sprosse.

Nun konnte eine sog. "Steiger" die freistehende Leiter erklimmen um zu löschen. Dabei war die fünfte Sprosse von oben gesehen, als Brett ausgeführt, damit man bequemer stehen konnte.

Zur Absicherung, falls das Stahlseil der Leiter einmal reißen würde, hatte man damals schon eine Sicherungsmechanik entwickelt, die sich von heutigen modernen Feuerwehrschiebeleitern nicht wesentlich unterscheidet.

Die Idee

Irgendwann im Jahr 2016 wurde nach einer Feuerwehrübung in geselliger Runde die Idee geboren, die alte historische Feuerwehrleiter aus ihrem Dörnröschenschlaf zu holen.

In einer Vereinsausschußsitzung vorgebracht, war die gesamte Vorstandschaft sofort von der Idee begeistert.

Die Leiter, die bis zum Abriß des alten Rathauses dort in einer feuchten Garage stand, war zwischenzeitlich im Weiler Grafing eingelagert. Die ersten Befürchtungen, die Leiter würde dort vor sich hingammeln und verfaulen, bestätigten sich nach einer ersten Inspektion Gott sei Dank nicht. Der Umstand, dass die Leiter in einer ehemaligen Tenne abgestellt und somit absolut trocken gelagert war, begünstigte den guten Zustand der hölzernen Leiterteile, so dass eine "Wiederinbetriebnahme" durchaus möglich erschien.

Die Umsetzung

Am 4. April 2018 holten dann die Kameraden Andreas Frisch, Daniel Keßler, Michael Bauer und Michael Walser, der im richtigen Leben Restaurator ist, die Leiter aus Grafing ab und schafften sie ins Feuerwehrhaus.

Noch am gleichen Abend machten sie sich mit der Technik der Leiter vertraut. Nach einer Begutachtung durch unseren Restaurator empfahl dieser, die Leiter nicht zu restaurieren, also praktisch neuwertig herzurichten, sondern nur zu konservieren, um die lange bewegte Geschichte der zweirädrigen Schiebeleiter mit all den hinterlassenen Spuren sichtbar zu erhalten.

Am Samstag, den 14. April begann dann die "Arbeitsgruppe historische Feuerwehrleiter" mit der Konservierung.

Irgendwie bekam im Vorfeld die  Pressefotografin Sabine Hermsdorf -Hiss vom Münchner Merkur Wind von der alten Leiter und so begleitete sie zusammen mit unserem Vorstand Hans Hartl die ersten Stunden der umfangreichen Arbeiten.

Bericht Merkur online

Die Kameraden Bauer, Frisch  und Walser mit Verstärkung durch Roland Guggenberger und Kobinian Steigenberger hatten sich einiges vorgenommen.

Nach einer groben Reinigung mit Druckluft, wurden die größeren Farbspritzer, die auf der gesamten Konstruktion verteilt waren, mittels Schleifpapier grob entfernt. Ebenso wurden lose alte Farbschichten mit einer leichten Waschlauge gelöst und abgewaschen.

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Mit Drahtbürsten und Schleifvlies ging es an die vielen Metallteile, die in mühevoller Kleinarbeit entrostet wurden. Ebenso mussten sämtliche Schrauben gangbar gemacht und nachgezogen werden. Anschließend bekamen alle beweglichen Metallteile eine Behandlung mit Unmengen an Schmierfett, um sie wieder leichtgängig zu machen.

Ein vollständiger Anstrich aller Leiterteile mit Leinöl vervollständigte zum Schluss die Arbeiten.

 

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Die folgenden Bilder zeigen, dass sich die "Schinderei" durchaus ausbezahlt hat.

 

Weil sich die Leiter jetzt wieder in einem ausgezeichneten technischen Zustand befand, wurde sie gleich anschließend auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft.

 

In die richtige Position manövriert, hochgekurbelt und auf volle 12 Meter Höhe ausgefahren, wurde sie am Schlauchturm angeleitert.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Es war schon ein komisches Gefühl, als Roland Guggenberger auf der 110 Jahre alten Leiter als erster nach oben stieg. Gemeinsam kam man aber zu der Erkenntnis, dass die neue moderne Aluminium-Schiebeleiter des Hilfeleistungslöschfahrzeuges beim Aufsteigen mehr wackeln würde, als die alte Holzleiter und deshalb keine Befürchtung bezüglich der Festigkeit bestand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 26. Juli 2018 versuchten dann Michael Walser, Andreas Frisch, Daniel Keßler und Michael Bauer. die orginale Beschriftung zu rekonstruieren. Es war nicht ganz einfach, die alten, kaum sichtbaren Schriftsegmente zu entschlüsseln.

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Die alten Buchstaben waren nebenbei auch noch sehr verschoben und ungleich hoch, aber das Gesamtergebnis stimmte alle dann doch recht zufrieden. Die historische Leiter in Aktion zeigt ein kleiner Film auf Youtube. hier klicken  

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